Der Steingadener Schlosser und Mechaniker Joseph Schesser

Der Steingadener Schlosser Joseph Schesser hat sich offensichtlich auch als Büchsenmacher versucht, da ein alter Zimmerstutzen, jetzt im Besitz eines Steingadener Sportschützen, folgende Gravur aufweist:

- Jos. Schesser Steingaden -

Es könnte zwar möglich sein, dass es sich dabei um eine eigene Waffe des Joseph Schesser handelt die er mit seinem Namen verzierte, doch spricht die einfache Bauweise des Stutzen eher für sein Gesamtwerk.

Die Lebensdaten des Joseph Schesser:

Joseph Schesser (Scheßer) ist am 1. April 1848 in Wildsteig geboren.

Sein Geburtshaus war das Anwesen Hausnummer 72 in Wildsteig,

heute Schloßbergstraße 32, Hausname „Schlössle“.

Die Eltern des Joseph Schesser:

Ambrosius Schesser, der Vater von Joseph Schesser war von Beruf Steinmetz (Steinhauer). Er stammte von Morgenbach aus dem Anwesen „beim Wölfle“ und hat am 14. Juni 1840 in das Wildsteiger Anwesen „Schlössle“ eingeheiratet.

Maria Anna Schesser, der Mutter des Joseph Schesser, eine geborene Köpf, ist dieses Anwesen „Schlössle“ von ihrer Base und bisherigen Besitzerin Maria Stückl, die sich nach Hargenwies verheiratet hatte, am 6. Februar 1840 übergeben worden.

Die Familie Schesser:

Den Eheleuten Schesser wurden mehrere Kinder geboren, die sich jedoch später, bis auf die jüngste Tochter Margareta die im Jahre 1890 das elterliche Anwesen übernahm, alle auswärts verheirateten.

Im Jahre 1864 verstarb der Vater Ambrosius Schesser. Der Sohn Joseph Schesser war damals erst 16 Jahre alt.

Die Lebensgeschichte des Josepf Schesser:

Am 19. April 1874 wurde der ledigen Steingadener Schreinerstochter

Franziska Romana Lengger eine Tochter geboren und auf den Namen Marianna getauft. Im Geburtenbuch der Pfarrei Steingaden ist als Vater des Kindes der 26-jährige ledige Steinhauersohn Joseph Schesser aus Wildsteig angegeben.

Am 16. Juli 1887 heiratete der inzwischen 39-jährige Schlosser Joseph Schesser die Mutter seiner unehelichen Tochter Marianna. Deren Mutter Franziska Romana Lengger, nun verheiratete Schesser war bei ihrer Heirat bereits 53 Jahre alt. Die Heirat fand in Steingaden statt.

Erst mehr als 1 Jahr später, am 18. September 1888, folgte in der Pfarrkirche in Steingaden die kirchliche Trauung des Paares, zu damaliger Zeit eine sehr ungewöhnliche Tatsache.

Als Wohnort des Bräutigams ist in den Heiratsunterlagen, Steingaden Hausnummer 4 ½, heute Welfenstraße 14, das sogen. „Grosch-Haus“ eingetragen. Diese Hausnummer 4 ½ wurde später auf 5 geändert.

Die Lebensgeschichte der Ehefr. Franziska Romana, geb. Lengger:

Franziska Romana Lengger wurde am 28. November 1834 in Steingaden geboren.

Deren Eltern waren der Schreinermeister Leonhard Lengger von Forst stammend und dessen in Weilheim geborene Ehefrau Maria Anna, eine

geborene Dell.

Die Familie Lengger lebte schon seit 1827 in Steingaden und betrieb im sogenannten „Grosch-Haus“ eine Schreinerei. Sie waren auch Besitzer des Nebenhauses, damals Hausnummer 5 (später Hs.Nr. 6), heute Welfenstraße 16, das sogenannte „Stückl-Haus“, das als Wohnhaus genutzt wurde.

Der Beruf des Josepf Schesser:

Ob Joseph Schesser den Beruf eines Schlossers erlernt, oder er nur als solcher gearbeitet hat ist nicht überliefert und bekannt. In den amtlichen Unterlagen sind unterschiedliche Angaben zu finden. Bei der Geburt seiner unehelichen Tochter ist als Beruf „Steinhauersohn“ vermerkt, bei seiner standesamtlichen Heirat „Schlosser und Mechaniker“, bei der kirchlichen Trauung „Schlosser“ und in späteren Unterlagen auch manchmal nur „Arbeiter“.

Da im Nebenhaus der Familien Lengger-Schesser, dem Steingadener Anwesen „Alte Schmiede“, heute Gasthof „Klosterschänke“, damals eine Schlosser- und Schmiedewerkstatt betrieben wurde, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Joseph Schesser dort bei seinem Hausnachbarn gearbeitet hat.

Das Ende der Familie Schesser in Steingaden:

Am 15. September 1902 verstarb in Steingaden Franziska Romana Schesser, geb. Lengger im Alter von 67 Jahren und 10 Monaten.

Die Eheleute Schesser lebten bis zum Tode der Ehefrau in Steingaden im sogenannten „Stückl-Haus“ neben dem Torbogen, damals Hs.Nr. 6.

Nach dem Tod seiner Frau zog der Witwer Joseph Schesser in das Steingadener Anwesen Hausnummer 10 ½, heute „Weinzierl“.

Am 28. November 1919 verstarb im Krankenhaus Steingaden der Schlosser Joseph Schesser im Alter von 71 Jahren und fand im Friedhof Steingaden seine letzte Ruhe.

Über die Lebensgeschichte der gemeinsamen Tochter Marianna Lengger ist nichts überliefert.

Eintrag im Beschlussbuch der ehemaligen Gemeinde Urspring:

Im Beschlussbuch der ehemaligen Gemeinde Urspring vom Jahre 1897 ist auf Seite 50 folgender wortgetreuer Eintrag zu lesen:

7. März 1897

Leumunds- u. Vermögenszeugnis für Jos. Schesser Mechaniker hier.

Es sei Schesser ein sehr tüchtiger, geschickter Arbeiter, auch sonst könne ihm etwas Nachteiliges nicht zur Last gelegt werden. Vermögen, oder alimentative pflichtige Verwandte besitze derselbe nicht.

Erwägung:

Der Schlosser u. Mechaniker Joseph Schesser ist ein sehr geschickter Arbeiter u. in folge dessen mit etwas Künstlerstolz behaftet, was ihn hie und da hindert, gesellig und entgegenkommend zu sein.