Das Anwesen „Niederwies“

Der älteste bekannte Nachweis des Anwesens in Niederwies stammt aus dem Jahre 1336.

In einer Urkunde des ehemaligen Klosters Steingaden steht zu lesen, daß ein „Erhart der Gereuter“ dem Gotteshaus Steingaden seine Schwaige Niederwies, gelegen in Peitengauer Pfarr, für 14 Pfund und 5 ß Pfennig Augsburger Münze verkauft habe.

Diese dekorative Pergament-Urkunde, ca 30 x 15 cm groß, die heute im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird, ist von einer Vielzahl von Zeugen unterzeichnet und mit einem sehr schönen Siegel behangen.

Am Ende des Urkundtextes wurde vermerkt: ditz geschach 1336 an dem nachsten Sunentag nach sant Urbanstag (= 26. Mai) in der Stat zu Schongau.

Am sant Veitstag (=15. Juni) 1336 wurde erneut eine Urkunde gefertigt. In dieser zweiten Urkunde wurde festgehalten, daß „Agnes die Gereuterin und Dymut ihre Tochter“ auf alle ihre Rechte an der Schwaige Niederwies, die an das Kloster Steingaden verkauft wurde verzichten. Agnes war die Mutter und Dymut die Schwester des Verkäufers gewesen.

Am nauchsten aftermaentags nach dem zwelften (=13. Januar) 1338 mußte erneut eine Urkunde gefertigt werden, da ein „Thomas von Angelberch und Chunrat sein Bruder“ Ansprüche auf die Schwaige Niederwies gestellt hatten. Nachdem sie 7 Pfund Haller erhalten hatten verzichteten sie auf alle Ansprüche, was mit dieser Urkunde besiegelt wurde.   

Auch diese beiden Folge-Urkunden werden im Hauptstaatsarchiv München verwahrt, sind jedoch zur Zeit unter ihren Verwahr-Nummern nicht zu finden.

Urkundlich taucht Niederwies erst wieder im Jahre 1604 auf. In einem Urbar des Klosters Steingaden aus diesem Jahre, sind auf Seite 162 die Höfe Ödenhof und Niederwies als Klosterbesitzungen eingeschrieben worden.

Im Anfallbuch des Klosters Steingaden, in das bei Hofübergaben die zu entrichtenden Gebühren, der sog. Einstand, vermerkt wurde, sind weitere Angaben über das Anwesen in Niederwies zu finden.

Im Jahre 1670 wurde eingetragen, daß ein Urban Plaicher, der das ¼ Gütl in Niederwies seit 40 Jahren innegehabt habe, dieses nun an seinen Sohn Johann Plaicher übergeben habe. Johann Plaicher mußte an das Kloster 30 Gulden Anfall (= Einstand) bezahlen.

Im Jahre 1685 steht geschrieben, daß Johann Plaicher den Hof an seinen Sohn Melchior Plaicher übergeben habe und dieser 60 Gulden Anfall bezahlt habe.

Mit Datum 13. März 1711 findet sich folgender Eintrag: Melchior Plaicher übergibt den ½ Hof in Niederwies an seinen Sohn Hans Georg Plaicher. Auch dieser mußte 60 Gulden Anfall bezahlen.

In einem anderen Übergabebuch des Klosters Steingaden wurde eingetragen: 26. Jan. 1776.

Franz Paul Schwaiger wird das freistiftige Gut in Niesderwies überlassen, das bisher von seinem Vater Johann Schwaiger innegehabt und bebauen worden ist.

Als Anfall muß der Übernehmer 60 Gulden bezahlen, außerdem wird auf das künftige Ableben des Übergebers eine Todfallgebühr von 20 Gulden verlangt. Auf Bitten des Franz Paul Schwaiger wurden ihm 8 Gulden erlassen.

Anmerkung:

Es wurde einheitlich die heute gültige Schreibweise des Ortsnamens Niederwies verwendet, in den Originalen fanden sich, wie früher üblich, die verschiedensten Schreibweisen des Ortsnamens wie Niedernwis, Niderwis, Niederwis, Niderwiß und andere.