Chronik des Steingadener Rüstzeitenheims

 

Im Jahre 1885

Im Jahre 1885 erbaute Alexandrine Gräfin von Dürckheim-Montmartin auf dem Grundstück Plannummer 1153 in Steingaden ein neues Wohnhaus für ihre Familie. Dieses Wohnhaus, von den Besitzern stets als „Villa“ bezeichnet, von der Steingadener Bevölkerung jedoch „Schloß“ genannt, war von einer 8 ½ Tagwerk großen gepflegten Garten- und Parkanlage umgeben. Von den Steingadenern wird im Volksmund bis zum heutigen Tage nur von „droben im Schloß“ gesprochen, wenn man das heutige Rüstzeitenheim meint.

 

Die Grafenfamilie von Dürckheim-Montmartin

Diese Grafenfamilie lebte seit dem 12. April 1845 in Steingaden. Sie hatte damals um 152 000 Gulden die ehemalige Steingadener Klosterbrauerei erworben. Zu diesem Brauereianwesen gehörten weitere Grundflächen von ca. 300 Tagwerk Größe.

 

Der älteste Sohn der Besitzerin, Alfred Graf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin, General der Infanterie, war der Flügeladjudant von König Ludwig II von Bayern.

 

Im Jahre 1897

Am 18. Oktober 1897 übernahm der jüngere Sohn, Friedrich Graf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin, diesen Besitz, dabei war auch das genannte „Schloß“. Als Ablöse mußte er damals seiner Mutter die gewaltige Summe von 400 000 Goldmark bezahlen. Ein Jahr vor diesem Kauf hatte er bereits den sogenannten „Fohlenhof“ in Steingaden erworben, ein landwirtschaftliches Gut mit einer Größe von etwa 480 Tagwerk.

Diese gewaltigen Erwerbungen, es kamen auch noch eine Vielzahl kleinerer Immobilienkäufe dazu, waren nur möglich, da im Jahre 1896 die Ehefrau des Grafen, Gräfin Charlotte, eine geborene von Kusserow, aus einer alten russischen Adelsfamilie stammend, 5 Millionen Goldmark Heiratsgut mit in diese Ehe gebracht hatte.

 

Im Jahre 1927

Am 8. September 1927 wurde die Ehefrau des Besitzers, die genannte Gräfin Charlotte, Mitbesitzerin in allg. Gütergemeinschaft an allen Besitzungen.

 

Die Jahre 1932 bis 1937

Am 26. Januar 1932 wurden die gesamten Güter der Grafenfamilie von Dürckheim-Montmartin zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt um das Höchstgebot von 300 000 Reichsmark die Bodenkreditbank Berlin. Am 26. Juni 1935 kamen diese Güter durch Kauf in den Besitz der Bayerischen Bauernsiedlung GmbH München.

 

In den Folgejahren wurden große Teile aus diesem Gesamtbesitz verkauft, es verblieb ein Restbesitz mit einer Größe von ca. 107 Hektar, dabei war auch das leerstehende „Schloß“.

 

Die Grafenfamilie von Dürckheim-Montmartin war im Jahre 1932 von Steingaden fortgezogen. Danach war das „Schloß“, ihr ehemaliges Wohnhaus, bis zum Jahre 1937 nicht mehr bewohnt.

 

Im Jahre 1937

Dieser 107 Hektar große Restbesitz ging am 12. Juli 1937 durch Kauf in den Besitz des Generals der Artillerie a.D. Karl Ebert und dessen Ehefrau Maria, geb. Wacker über. Der Kaufpreis betrug 422 132 Reichsmark. Nun hatte auch das so oft genannte „Schloß“ wieder neue Bewohner bekommen.

 

 

Ab dem Jahre 1945

Nach Kriegende, hier im April 1945, war das „Schloß“ längere Zeit von den amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und von ihnen als Dienstgebäude benutzt worden. Anschließend war das „Schloß“ meherere Jahre Unterkunft, später Altenheim für Flüchlinge.

 

Im Jahre 1952

Am 12. April 1952  verstarb General a.D. Karl Ebert, durch Erbfolge  wurde die Generalswitwe Maria Ebert nun Alleinbesitzerin aller Güter.

 

Im Jahre 1959

Maria Ebert verkaufte am 24. August 1959 das „Schloß“, zusammen mit 12 000 qm Parkfläche, um den Preis von 100 000 DM an die Evangelische Landeskirche (Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft Bayern für Soldatenbetreuung e.V.).

 

In den Jahren 1959/60 wurde das „Schloß“ für die neue Verwendung als Rüstzeitenheim der Evangelischen Militärseelsorge umgebaut.

 

Im Jahre 1960

Am 19. Juni 1960 war die offizielle Einweihung des Heimes, kurz zuvor hatte schon die Durchführung von Rüstzeiten begonnen.

 

Im Jahre 1968

Erweiterung des Gebäudes im Süden, sowie Bau eines Mitarbeiterhauses und einer Kapelle.

 

Ab dem Jahre 1998

Umfangreiche Sanierungsarbeiten am gesamten Gebäudekomplex.