Chronik des Urspringer Anwesens  "beim Schäffler"

 

 

Der Hausname

 

Der Hausname "beim Schäffler" für die nachfolgend beschriebene Sölde in Urspring ist erst seit dem Jahre 1868 an dieses Anwesen gebunden.

 

Bei der staatlich angeordneten Einführung der Hausnamen im Jahre 1740 wurde dieser Sölde in Urspring der Hausname "beim Dimpt" zugeordnet. Dieser Hausname ging auf die frühere Besitzerfamilie Dimpt zurück, die vom Bau des Hauses um das Jahr 1550, bis zum Jahre 1720 über viele Generationen dieses Anwesen in Urspring bewirtschafteten. Das Geschlecht der Dimpt in Urspring geht vermutlich zurück auf Johannes Dimpt, der vom Jahre 1523 bis 1535 als Johannes der Fünfte, Abt des Klosters Steingaden war. Wohl in seinem Gefolge kamen die Dimpt, die aus Füssen stammten, in die Steingadener Gegend.

 

Obwohl seit dem Jahre 1720 das Geschlecht der Dimpt nicht mehr auf diesem Anwesen lebte, die Nachfolger hießen Spindler, war der Hausname "beim Dimpt" bei der Urspringer Bevölkerung im Sprachgebrauch auch weiterhin gebräuchlich. Auch nach Einführung von Hausnummern in Urspring im Jahre 1809, das "Dimptanwesen" erhielt die Nr. 67, geriet der Hausname "beim Dimpt" nicht in Vergessenheit, obwohl nun amtlich nur noch die Hausnummern zur Gebäudekennzeichnung benutzt wurden.

 

Erst als im Jahre 1868 Georg und Maria Anna Schweiger durch einen Höfetausch vom "Gärtneranwesen" in Steingädele, auf das "Dimptanwesen" in Urspring kamen, geriet der alte Hausname "beim Dimpt" in Vergessenheit und es wurde der neue Hausname "beim Schäffler", nach dem Beruf des neuen Besitzers, im Sprachgebrauch üblich. Dieser Hausname blieb bis heute im Volksmund erhalten und wird von der Bevölkerung auch noch regelmäßig benutzt.

 

 

Die Hofbesitzer seit dem Jahre 1594

 

Um das Jahr 1550

Etwa seit dem Jahre 1550 besteht diese Sölde in Urspring. Wie aus alten Urkunden des Kloster Steingaden hervorgeht, wurde um diese Zeit ein damaliger "Prennerhof" in drei Teile aufgeteilt. Aus einem dieser Drittel entstand daraufhin das in dieser Chronk beschriebene "Schäffleranwesen".

 

Im Jahre 1594

In den ältesten heute noch vorhandenen Grundaufzeichnungen des ehemaligen Klosters Steingaden aus dem genannten Jahr, ist als Besitzer des heutigen "Schäffleranwesens" ein Ottmar Dimpt genannt. Weiter ist in dieser Urkunde festgehalten, daß der Besitzer jährlich 2 Gulden Gült (Steuer) an das Kloster zu zahlen hatte.

 

Im Jahre 1643

Aus diesem Jahr ist als Besitzer ein Johann Dimpt überliefert.

 

Im Jahre 1671

In einem Steuerbuch des Klosters Steingaden aus dem Jahre 1671 ist als Besitzerin des Anwesens die Witwe Elisabetha Dimpt genannt. Weiter wird vermerkt, daß sie mit ihrem nun verstorbenen Ehemann auf dieses Anwesen im Kriegsverhau draufgekommen sei (gemeint ist der 30jährige Krieg 1618-1648). Auch ist in diesem Steuerbuch beschrieben, daß diese Söldner damals 1 Roß und 2 Kühe besaßen und daß die Witwe Elisabetha Dimpt ihre Kinder mit Würde ernähre.

 

Am 30. Oktober 1680

In einem Schuldbrief über 10 Gulden mit diesem Datum, wird als Besitzer der Sölde Georg Dimpt genannt, dies war ein Sohn der vorherigen Besitzerin.

 

Im Jahre 1720

Im Jahre 1720 ist als Besitzer dieser Sölde ein Rochus Spindler, ab dem Jahre 1755 ein Joseph Spindler in den alten Klosterbüchern zu lesen. Aus diesen Urkunden ist aber nicht ersichtlich, ob die "Spindler" diese Sölde gekauft, oder ob Rochus Spindler auf das Dimptanwesen geheiratet hatte.

 

Im Jahre 1792

In einem Vertrag aus diesem Jahr wird festgehalten, daß damals der Besitzer des "Dimptanwesens" ein Hans Georg Spindler war. Noch im gleichen Jahr übergab er die Sölde an seine Magd Maria Anna Spindler, als Lohn für ihre 14jährigen treuen Dienste.

 

Am 13. August 1792

An diesem Tage heiratete die obengenannte Maria Anna Spindler einen Joseph Spindler von Urspring. Dieser war ein Sohn der Klosterunterkoch- und Söldenbesitzerseheleute Joseph und Maria Spindler aus Urspring. Als Heiratsgut brachte der junge Ehemann 400 Gulden mit auf das "Dimptanwesen".

 

Am 21. Januar 1813

Nach dem Ableben des genannten Josef Spindler im Jahre 1812, übernahm die Tochter Theresia Spindler das elterliche Söldanwesen und verheiratete sich am 21. Januar 1813 mit einem Martin Albrecht.

 

Im Jahre 1827

In diesem Jahre verstarb nach nur 14jähriger Ehe Martin Albrecht. Die Witwe Theresia Albrecht, geb. Spindler, heiratete daraufhin in zweiter Ehe einen Georg Meßner. Im Heiratsprotokoll wird die Größe des Anwesens mit 14,15 Tagwerk angegeben. Dazu kamen noch zwei Waldgrundstücke im Hareck und am Schneidberg.

 

Im Jahre 1867

In diesem Jahr wurde das "Dimptanwesen" an die Tochter Genovefa Meßner übergeben, die am 6. Jan 1867 einen Martin Schwarz geheiratet hatte. Durch die teilweise Verteilung der Urspringer Viehweide im Jahre 1852, hatte sich die Größe des Anwesens inzwischen auf 20,48 Tagwerk vergößert.

 

Am 7. Februar 1868

An diesem Tage wurde nach nur einjährigem Ehestand und Hofbesitz, aus nicht bekannten Gründen das "Dimptanwesen" in Urspring durch das obengenannte Besitzerehepaar Schwarz gegen ein Anwesen in Tannenberg vertauscht. Die dortigen Vorbesitzer, Josef Anton und Benedikta Angerhofer waren dadurch nun neue Besitzer dieses Urspringer Anwesens geworden. Hier handelte es sich jedoch offensichtlich nur um eine Grundstücksspekulation, denn die neuen Besitzer vertauschten das Urspringer Anwesen schon nach 3 Monaten, am 23. April 1868, wieder gegen das "Gärtneranwesen" in Steingädele. Vorher hatten sie jedoch den Großteil der Grundstücke des "Dimptanwesens" verkauft, so daß der Restbesitz gerade noch 8,85 Tagwerk betrug.

 

Am 23. April 1868

Durch den beschriebenen Tausch wurden nun die vorherigen Besitzer des "Gärtneranwesens" aus Steingädele, Georg und Maria Anna Schweiger, neue Besitzer in Urspring. Durch Zukauf einiger Grundstücke war die Hofgröße wieder auf 13,24 Tagwerk angewachsen.

 

Im Jahre 1879

Nach dem Ableben von Georg Schweiger im Jahre 1879 wurde die Witwe Maria Anna Schweiger dadurch nun Alleinbesitzerin des Urspringer Anwesens.

 

Am 6. Oktober 1881

Im Jahre 1881 übergab die Witwe Maria Anna Schweiger ihr Anwesen an den Sohn Franz Schweiger. Dieser heiratete am 6. Oktober 1881 eine Katharina Köpf und übertrug ihr durch Ehevertrag das Mitbesitzrecht an seinem Anwesen. Durch einige Grundstückskäufe in den folgenden Jahren stieg die Hofgröße auf 17,48 Tagwerk an.

 

Am 18. November 1920

An diesem Tag wurde das Anwesen an den Sohn Franz Schweiger übergeben, der sich daraufhin mit Cäcilia Alletsee verheiratete.

 

Am 7. Juni 1956

Übergabe des Anwesens an die Tochter Maria, geb. Schweiger und ihren Ehemann Max Heringer.

 

 

Das Geschlecht der Schweiger in Urspring

 

Auf dem Urspringer Anwesen Hausnummer 111 (heute Sprenzel) lebte vor Zeiten das Geschlecht der Weiß. Sie waren über Generationen als Schäffler im ehemaligen Kloster Steingaden beschäftigt. Nach dem Ableben des ehemaligen Kloster-Schäfflermeisters Martin Weiß im Jahre 1807, das Anwesen hatte nach ihm den Hausnamen "beim Schäfflermartl", verkaufte die hinterlassene Witwe Anna Barbara Weiß, da die Ehe kinderlos geblieben war, ihr Anwesen mitsamt der dazugehörigen Schäfflerwerkstätte.

 

Als Käufer fand sich der Schäfflergeselle Anton Schweiger aus Buching. Für ihn, der aus einer alten Buchinger Schäfflerfamilie stammte, war dieser Kauf sicher eine besondere Gelegenheit, konnte er hier doch nun seinen Beruf in einer schon bestehenden Schäfflerwerkstätte ausüben. Als Kaufpreis für dieses Anwesen wurden 700 Gulden vereinbart.

 

Bald fand der neue Besitzer hier auch eine Braut und so wurde schon am 3. Oktober 1807 Hochzeit gefeiert. Seine junge Ehefrau Maria Viktoria war eine geborene Alletsee aus der Schlögelmühle bei Steingaden. Als Heiratsgut brachte sie 200 Gulden mit in diese Ehe.

 

Als Schäffler und Söldner lebten sie 43 Jahre auf diesem Anwesen in Urspring, bis sie aus Altersgründen den Besitz am 1. Juni 1850 an ihren Sohn Georg Schweiger, er war ebenfalls ein gelernter Schäffler, übergaben. Der Wert dieses Besitzes wurde bei der Übergabe mit 1060 Gulden angegeben. Im gleichen Jahre 1850 feierte der neue Besitzer auch Hochzeit mit Maria Anna ? und so bewirtschaftete nun das junge Paar gemeinsam das zu dieser Zeit ca. 9 Tagwerk große Urspringer Anwesen "beim Schäfflermartl".

 

Die Gründe sind nicht bekannt, warum Georg und Maria Anna Schweiger im Jahre 1862 ihr "Schäfflermartlanwesen" in Urspring an einen ? Noll verkauften.

 

Georg und Maria Anna Schweiger erwarben daraufhin am 3. Juni 1862 um 3046 Gulden das zum Verkauf stehende "Gärtneranwesen" in Steingädele. Der dortige Vorbesitzer war ein Franz Müller gewesen, die Hofgröße betrug 11,64 Tagwerk.

 

Nach dem Verkauf der Urspringer Sölde und dem nachfolgenden Wegzug der Schweigers nach Steingädele, erlosch der vorher in Urspring gängige Hausname "beim Schäfflermartl" für das heutige "Sprenzelanwesen"

 

Schon 6 Jahre später kehrten Georg und Maria Anna Schweiger jedoch wieder nach Urspring zurück. Dies geschah am 23.April 1868 nach dem Tausch des "Gärtneranwesens" in Steingädele mit dem "Dimptanwesen" in Urspring. Bald nach diesem Tausch wurde auch, nach dem Beruf des neuen Besitzers, im Sprachgebrauch aus dem "Dimptanwesen" in Urspring nun das Anwesen "beim Schäffler".

 

Das Geschlecht der Schweiger ist nun wohl endgültig in Urspring seßhaft geworden, denn inzwischen lebt schon die 6. Generation dieser Familie auf dem "Schäffleranwesen" in Urspring.