Chronik des Fronreitener Anwesens "beim Näber"

 

 

Die Vorgeschichte

 

Die älteste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Fronreiten stammt aus dem Jahre 1194. In diesem Jahr schenkte Herzog Conrad von Schwaben dem Kloster Steingaden die junge Rodungssiedlung Fronreiten, damals Neubruch bezeichnet.

 

Auch in einer weiteren Urkunde vom Jahre 1220 ist "Vronrutin", so die damalige Schreibweise, wiederum namentlich genannt.

 

Diese erste Ansiedlung Fronreiten bestand aus acht gleich großen Bauernanwesen.

 

Im 14. Jahrhundert wurden in Fronreiten zusätzlich acht kleine Anwesen, sog. Sölden errichtet. Diese weitere Ansiedlung durch das Kloster Steingaden geschah, um guten Handwerkern eine Bleibe und Heimat zu geben, aber auch um sie an das Kloster zu binden und nicht zuletzt, um zusätzliche Steuerzahler zu bekommen.

 

Im Gegensatz zu den acht Urhöfen, die mit einem größeren zugehörigen Grundbesitz ausgestattet waren, hatten die Sölden meist nur so viel eigene Grundflächen, um sich davon selbst ernähren zu können.

 

Das Anwesen beim Näber war, wie aus Größe und Zuordnung der Äcker und Wiesen erkennbar ist, einer der acht großen Höfe in Fronreiten.

 

Auf Grund von noch vorhandenen Urkunden des ehemaligen Klosters Steingaden, die heute im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt werden, sind die Namen der Hofinhaber Fronreitens vom Jahre 1594 an bis heute, fast in allen Fällen lückenlos feststellbar.

 

Nachfolgend ist die Geschichte des Näberanwesens in Fronreiten chronologisch aufgezeichnet.

 

  

Der Hausname

 

Hausnamen waren im Bereich des ehemaligen Klosters Steingaden nicht üblich. Die Klosteroberen kannten alle ihre Untertanen persönlich, deshalb war zum jeweiligen Familiennamen kein zusätzlicher Name notwendig. Nur in ganz wenigen Fällen hatten sich solche Hausnamen im Volksmund gebildet.

 

Da damals sehr viele Hofinhaber mit gleichem Familiennamen lebten, es gab im Bereich des Klosters Steingaden 37 Familien Spindler, ordnete der bayerische Staat an, daß zur besseren Kontrolle bei der Besteuerung ein Verzeichnis aller Anwesen erstellt werden mußte, in dem zusätzlich zum jeweiligen Familiennamen noch ein zweiter Name, der sog. Hausname, angeführt ist.

 

Das Kloster Steingaden gab sich jedoch nicht viel Mühe, sondern schrieb einfach den im Dialekt gesprochenen Vornamen wie Merxler, Veit oder Benin, oft auch eine persönliche Eigenart wie Denk oder den Beruf des Hofinhaber wie Bäck, Näber oder Schneider als Hausnamen dazu.

 

Das Anwesen des Josef Schwaiger in Fronreiten bekam somit im Jahre 1760 als zusätzlichen Hausnamen einfach den Beruf des Hofinhabers nämlich "Näber" zugeteilt. Das Wort Näber war die frühere Berufsbezeichnung für Bohrer. Dies war zu damaliger Zeit ein gar nicht seltener Beruf, wurden doch alle Wasserleitungen aus Holz gefertigt. Dazu sind geeignete Holzstämme der Länge nach durchbohrt worden, um die sog. Deicheln herzustellen. Oft wurde der Name auch als "Neber" geschrieben, beide Schreibweisen sind richtig, doch ist vom sprachlichen her Näber korrekter. Interessant, daß ein in Urspring lebender Näber sich schon ganz modern Bohrer nannte und somit diese modernere Berufsbezeichnung der dortige Hausname wurde.

 

Als im Jahre 1809 Hausnummern eingeführt wurden, waren eigentlich die Hausnamen überflüssig geworden, jedoch hatte sich die Bevölkerung schon so an sie gewöhnt, daß man die Hausnamen weiterhin benutzte und diese sich sogar bis in die heutige Zeit im Sprachgebrauch erhalten haben.

 

  

Die Familie Schwaiger

 

Im Jahre 1635

Durch das Kloster Steingaden wurden in einem Buch alle Schäden notiert, die den Klosteruntertanen durch die Schweden im 30jährigen Krieg zugefügt wurden. Darin findet sich auch ein Eintrag über die Plünderung dieses Anwesens in Fronreiten. Als damaliger Inhaber des Hofes wird ein Hans Schwaiger genannt.

 

Im Jahre 1648

In diesem Jahr wurde vom Kloster ein Höfe-Verzeichnis, das schon auf das Jahr 1594 zurückgeht, neu erstellt. Leider ist der Name des Hofinhabers des Jahres 1594 nicht aufgeführt. Als Hofinhaber im Jahre 1648 ist ein Hans Schwaiger eingetragen, wobei es sich wahrscheinlich um den gleichen Hans Schwaiger wie im Schadenbuch vom Jahre 1635 handeln dürfte. Zusätzlich wurde er damals als "Schwaiger der Älter" bezeichnet, wogegen der Hofinhaber des Merxleranwesens, ebenfalls mit Namen Schwaiger als "Schwaiger der Jünger" beschrieben wurde.

 

Am 15. März 1653

Hans Schwaiger übergibt den als ¼ Gut bezeichneten Hof an seinen Sohn Simon.

 

Am 21. April 1653

Simon Schwaiger heiratet eine Agatha Lang von Schober.

 

Im Jahre 1671

In einem Steuerbuch aus dem Jahre 1671 ist als damoliger Hofinhaber vermerkt: Simon Schwaiger, seit 1653.

 

Am 11. Oktober 1683

Nach dem Ableben des Simon Schwaiger übernimmt dessen Sohn Georg Schwaiger das Anwesen.

 

Im Jahre 1705

In einem Abgabenbuch des Klosters Steingaden wurden die Zehentabgaben sowie die Schararbeiten ihrer Untertanen einzeln aufgelistet. Nachfolgend sind die umfangreichen Abgaben und Schararbeiten ersichtlich, die der ¼ Bauer Georg Schwaiger aus Fronreiten für das Kloster zu leisten hatte.

  

Kuchen Dienst

Gibt jährl. 50 Ayr, und über

das anderte Jahr ein Kalb, jedoch

das ihme fir jedes Pfundt zwei

Kreuzer, und fir das Heutl 6

Kreuzer von Gottshaus bezahlt werde.

 

Schaardienst:

Muß er folgende Verrichten

als jährl.

Acht Täg Meehen

Acht Täg Rechen

Zwei Täg Schneiden

Ain Tag Abklozen

Ain Tag in Agger fahren

Ain Tag Zimmerholz fiehren

Ain Tag in das Holz fahren

Ain Tag Pfister Holz machen

Ain Tag Säägen

Ain Tag Raithen

Ain Tag Paum hauen

Ain Tag Einhacken

Zwei Tag Tung ausführen

Ain Tag Tung braithen

Ain Tag Jethen

Ain Fuder Kalchstein zum

Ziglstadl führen

 

Am 2. Januar 1716

Der schon verwitwete Georg Schwaiger übergibt das Anwesen an seinen Sohn Michael Schwaiger.

 

Am 19. September 1746

Michael Schwaiger übergibt das Anwesen an seinen Sohn Joseph Schwaiger. Dieser verheiratet sich mit einer Anna Maria ? .

 

Im Jahre 1760

In diesem Jahre ist das Fronreiter Anwesen des Joseph Schwaiger erstmals mit dem Hausnamen "Nebers-Gut" , auch als Hof "beim Näber" , schriftlich dokumentiert.

 

Am 23. April 1783

Joseph und Anna Maria Schwaiger übergeben das Neberanwesen an den Sohn Ignatz Schwaiger. Zum Hof gehörte auch ein Moosboden an der Aach. Als Übergabesumme wird ein Betrag von 1000 Gulden genannt. Für die Eltern wurde der übliche Austrag festgelegt. Auch für die Geschwister wird ein Elterngutvertrag geschlossen, es werden 3 schon verheiratete Töchter genannt, sowie die noch im Hause lebenden weiteren Kinder aufgeführt, es sind dies: Simon 25, Joseph 24, Maria 23, Martha 22, Johann 21, Theresia 20 und Mang Anton 17 Jahre alt. Weiter folgt eine Aufstellung der auf dem Hof liegenden Schulden in Höhe von insgesamt 600 Gulden. Des weiteren wird vermerkt, daß das Kloster eine Einstandsgebühr für den jungen Ignatz Schwaiger zu 45 Gulden einkassiert habe. Mit gleichem Datum wird ein Ehevertrag zwischen Ignatz Schwaiger und der angehenden Ehefrau, einer Rosina Scholder, Bauerstochter von Boschach vereinbart und geschlossen. Die Braut brachte 430 Gulden Heiratsgut mit in diese Ehe.

 

Im Jahre 1803

Durch die Säkularisation in Bayern geht der Hof in den Eigenbesitz des Ignatz Schwaiger über. Vorher waren alle Hofinhaber nur im Lehen, also als Pächter, des Klosters Steingaden auf den Anwesen. Statt den vormaligen Schararbeiten sowie den Zehentabgaben an das Kloster, mußten nun Steuern an den Staat bezahlt werden.

 

Im gleichen Jahr 1803 wurde auch der Zehentstadel des Klosters, der jahrhundertelang auf "Nebers-Feld" am Fahrweg in Richtung Steingaden stand, verkauft und noch im gleichen Jahr abgebrochen.

 

Im Jahre 1809

In diesem Jahre wurden die politischen Gemeinden gebildet, Fronreiten wiude eine eigene Gemeinde. Gleichzeitig wurden an Stelle der bisherigen Hausnamen nun Hausnummern eingeführt. Das Anwesen beim Näber erhielt die Hausnummer 33. Die bisherigen Hausnamen entfielen nun im amtlichen Schriftverkehr, sie waren jedoch im Sprachgebrauch der Bevölkerung inzwischen schon so verwurzelt, daß sie sich im Volksmund bis in die heutige Zeit erhalten haben.

Aus Akten vom Jahr 1809 ist ersichtlich, daß damals in Fronreiten 81 Personen lebten, von denen 30 verheiratet waren.

 

Am 8. Juli 1813

Ignatz Schwaiger übergibt das Näberanwesen an den Sohn Georg Schwaiger.

 

Am 21 Februar 1824

Georg Schwaiger verkauft ein 2 ½ Tagwerk großes Waldgrundstück im Schönhölzl an Andrä Schleich in der Wies. Diese Waldparzelle war dem Näberanwesen im Jahre 1806 als Entschädigung für ehemalige Rechte im Staatsforst zuprotokolliert worden.

 

Am 6. Juli 1842

Nach dem Ableben des Georg Schwaiger verkauft die Witwe Maria Anna Schwaiger das Näberanwesen, damals knapp 40 Tagwerk groß, dazu noch einen Grundbesitz in der Flurgemeinde Trauchgau, um den stolzen Preis von 5100 Gulden an einen Martin Franz.

 

 

Die Familie Franz

 

Der Familienname Franz hat in Fronreiten nicht nur eine lange, sondern auch eine sehr bewegte Geschichte.

 

Erstmals taucht dort der Name Franz im Jahre 1630 auf, als eine junge Braut mit dem Familiennamen Franz, der Vorname ist nicht überliefert, aus Hachegg stammend einen Christoph Schreiber heiratete. Diesem war vom Kloster Steingaden das Anwesen beim Huberler in Fronreiten zur Bewirtschaftung übertragen worden.

 

Nach dem Ableben dieses Christoph Schreiber im Jahre 1667 kam ein Georg Franz aus Hachegg, ein Bruder der hinterlassenen Witwe Schreiber, als Helfer auf diesen Hof in Fronreiten. Als die Witwe Schreiber das Anwesen im Jahre 1668 an die Tochter Anna übergab, heiratete selbige diesen Georg Franz, also ihren Onkel und bewirtschaftete von nun an mit ihm zusammen das Huberleranwesen.

 

Im Jahre 1705 verstarb Georg Franz, am 6. Mai 1706 übergab die Witwe Franz das Huberleranwesen an ihren Sohn Melchior Franz.

 

Im Jahre 1732 verstarb Melchior Franz. Das Huberleranwesen wurde vorläufig von der Witwe weitergeführt, da deren Sohn Georg Franz für eine Übernahme noch zu jung war. Einige Jahre später übernahm dieser dann das Anwesen in Fronreiten.

 

Im Jahre 1784 folgte wiederum eine Übergabe an die nächste Generation. Der jüngere der drei Söhne, ein Ignatz Franz wurde Nachfolger auf dem elterlichen Hof in Fronreiten.

 

Dessen älterer Bruder Joseph Franz hatte schon am 20. August 1769 auf das Phähanwesen in Prem geheiratet. Der Name Franz läßt sich dort bis um Jahre 1843 nachweisen.

 

Ein weiterer Bruder, Johann Georg Franz, hatte am 13. Juli 1772 die Witwe Maria Niggl von Biberschwöll geheiratet. Ihr verstorbener Ehemann Johann Georg Niggl, Bauer beim Schwarz, hatte sie mit 6 Kindern von 1 - 17 Jahren hinterlassen.

 

Am 3. November 1809 gab es wieder einen Generationenwechsel auf dem Huberleranwesen. Ignatz Franz übergab an diesem Tag den Hof an seinen Sohn Martin Franz.

 

Die erste Ehe des Martin Franz mit einer Aloisia Kimmerle aus Bayerniederhofen war kinderlos geblieben, Aloisia Franz starb am 28. August 1832.

 

Am 23. Oktober 1832 heiratete Martin Franz in zweiter Ehe die Sägmühltochter Maria Walburga Pfeiffer, aus Halblech. Dieser Ehe entstammen 8 Kinder, 5 Buben und 3 Mädchen. Mit dem vielfachen Vater Martin Franz begann nun ein recht bewegter Abschnitt in der Geschichte Fronreitens sowie auch der Familie Franz.

 

Als fürsorglicher Vater versuchte Martin Franz möglichst für alle seine Kinder eine sichere Zukunft aufzubauen. Aus diesem Grunde erwarb er nach und nach drei in Fronreiten zum Verkauf anstehende Anwesen. Daneben konnte er auch zwei Töchter auf Nachbaranwesen in Fronreiten verheiraten.

 

Im Jahre 1842 kaufte er für seinen Sohn Martin jun. das Näberanwesen.

Im Jahre 1848 kaufte er für den Sohn Joseph das Bienzanwesen.

 

Im Jahre 1862 verheiratete er seine Tochter Maria auf das Denkanwesen.

 

Im Jahre 1863 übernahm Sohn Georg das elterliche Huberleranwesen.

 

Im Jahre 1876 wechselte Tochter Theres auf das Bienzanwesen.

 

Da außerdem ein Bruder des Martin Franz sen., ein Mang Anton Franz schon einige Jahre früher das Schneideranwesen erworben hatte, waren nun 5 Höfe in Fronreiten in Besitz von Angehörigen der Familie Franz. So ergab es sich, daß aus dem Dorf Fronreiten fast ein "Franzreiten" geworden war.

 

Doch nun wieder zurück zur Geschichte des Näberanwesens.

 

Am 6. Juli 1842

Wie schon beschrieben, hatte nach dem Ableben des Georg Schwaiger die Witwe Maria Schwaiger das Näberanwesen an ihren Nachbarn Martin Franz, den Besitzer des Huberleranwesens, um den Preis von 5100 Gulden verkauft. Zum Hof gehörten noch einige Rautwiesen in der Flurgemeinde Trauchgau. Der neue Besitzer Martin Franz bewirtschaftete über mehrere Jahre den erkauften Näberhof zusammen mit seinem Huberleranwesen.

 

Im Jahre 1846

Zur genaueren Besteuerung wurde durch den Staat ein neues Grundsteuerkataster erstellt. Darin waren alle zu einem Anwesen gehörenden Grundstücke nach Plannummern und Flurnamen einzeln eingetragen. Zum Näberhof gehörten damals folgende Grundstücke:

PlNr.              1 - Haus mit Stall, Stadl, Getreidekasten und Hofraum

                      2 - Grasgarten

89 - Langenfeld Acker

90a - Schebiger Büchl Wiese

90b - Schebiger Büchl Wiese mit Egart

91 - Grundbüchel Acker

92 - Krautgarten

                    95 - Bildsäulen Acker

                  101 - vordere Wiese

                  102 - Vorderwies Acker

                  103 - Gassenbüchl Acker

                  105 - bei der Röst Wiese

                  106 - Halden Wiese

                  108 - Fahrenacker

                  109 - Fahrenwiese

                  143 - Wäldle

                  150 ¼ - Seebüchl, (Waldverteilung vom Jahre 1809)

                  913 - Schneidberganteil, (Waldverteilung vom Jahre 1806)

 

Dazu kam noch ein Anteil zu einem Drittel von PlNr. 6 - Kälberbuitwiese

 

Diese Grundstücke ergaben zusammen eine Gesamtfläche von 39,61 Tagwerk

 

Außerdem gehörte zum Hof noch ein Anteil am Trauchgebirge, das sog Bergrecht.

 

Weiterhin besaß der Näberhof seit altersher in der Flurgemeinde Trauchgau drei Moosgrundstücke PlNr 221, 223 und 231, alle mit dem Flurnamen Höllmoos.

 

Am 14. Oktober 1863

An diesem Tag übergab Martin Franz sen. das Näberanwesen an seinen zweitältesten, nun 27jährigen Sohn Johann Martin Franz.

Mit gleichem Datum wurde der 1/3 Anteil von PlNr. 6 um 75 Gulden an den Besitzer des Denkanwesens verkauft.

 

Am 26. Oktober 1864

Johann Martin Franz heiratet Elisabeth Brenauer, eine Bauerntochter aus Rudersau. Da Elisabeth Brenauer dort den elterlichen Hof geerbt hatte, verließ Johann Martin Franz sein Anwesen in Fronreiten und zog auf den Hof seiner Frau in Rudersau.

 

Am 10. August 1865

Johann Martin Franz verkauft das Näberanwesen um 10000 Gulden an seinen jüngeren Bruder, den 28jährigen Andreas Franz.

 

Am 25. Juni 1866

Der neue Hofbesitzer Andreas Franz heiratet eine Katharina Erhard aus Ilchberg bei Wildsteig. Katharina Erhard war das einzige Kind und somit Hoferbin des weit über 100 Tagwerk großen Schallerhofes in Ilchberg. Nun machte es Andreas Franz seinem Bruder nach, er verließ ebenfalls Fronreiten und zog auf das schönere und größere Anwesen seiner Frau.

 

Am 21. Mai 1872

Auch Andreas Franz verkaufte nun das Näberanwesen wieder. Käufer war ein weiterer Bruder, nämlich der 31jährige Joseph Franz. Dieser hatte zwar schon im Jahre 1866 von seinem Vater das damals nur 3,62 Tagwerk große Bienzgütl erhalten, doch nun zog er verständlicherweise auf das größere Näberanwesen.

Das bisher von ihm bewirtschaftete Bienzgütl überließ er seiner Schwester Theres Franz, die sich dort im Jahre 1876 mit einem Joseph Oswald aus Wildsteig verheiratete.

 

Am 9. November 1872

Joseph Franz, nun bereits der 4. Besitzer des Näberanwesens innerhalb von 9 Jahren, heiratet eine Gertrud Lori von Holz und räumt ihr durch Ehevertrag das Miteigentumsrecht am Hof ein.

 

Im Jahre 1881

Joseph Franz bricht das alte schon recht baufällige Näberanwesen ab und erstellt an gleicher Stelle einen prächtigen Neubau.

 

Am 6. Mai 1897

Nach dem Ableben des Joseph Franz wird gemäß Erbvertrg die Witwe Gertrud Franz, geb. Lory Alleinbesitzerin des Hofes.

 

Im Jahre 1898

In Fronreiten wütet die Maul- und Klauenseuche, der das gesamte Milchvieh zum Opfer fällt. Nur das Jungvieh auf der Bergweide blieb von der Seuche verschont.

 

Am 14. November 1902

Die verwitwete Mutter Gertrud Franz übergibt das Näberanwesen an ihren Sohn Andreas Franz.

 

Am 29. April 1903

Durch Ehevertrag wird Josefa Strauß, nun verh. Franz Miteigentümerin des Näberanwesens. Josefa Strauß brachte eine Tochter Dominika mit in diese Ehe.

Dominika Strauß, später verheiratete Bauer, wurde Gastwirtin in Polling. Sie verstarb dort am 11. März 1938 im Alter von nur 41 Jahren. Ihre letzte Ruhe fand sie im Familiengrab im Steingadener Friedhof.

 

Am 21. Dezember 1903

Den Eheleuten Franz wird eine Tochter, die spätere Hoferbin, geboren und auf den Namen Anna getauft.

 

Am 27. Oktober 1905

Ein Sohn Michael wird geboren. Tragischerweise verstarb Michael Franz schon am 1. November 1907 im Alter von nur 2 Jahren.

 

Im Jahre 1906

Neubau einer Wagenschupfe.

 

Zwischen 1907 und 1910

In diesen Jahren wurde eine Vielzahl von Grundstücks-Käufen, -Übertragungen und -Übergaben vorgenommen. Dabei kam auch das vorher zum Denkanwesen gehörende 8,14 Tagwerk große Grundstück, PlNr. 86 ½ , gen. Denkenfeld, zum Näberanwesen. Die Hofgröße ist nun bis auf 58,91 Tagwerk angewachsen.

 

Am 8. März 1910

Tochter Gertrud wurde geboren. Gertrud Franz verheiratete sich später nach Polling.

 

Im Jahre 1910

Bau einer Waschküche und Anbau des Wiederkehrs.

 

Am 11. Oktober 1915

Sohn Andreas wurde geboren. Andreas Franz jun. verheiratete sich später nach Bayersoien.

 

Am 10. Juli 1917

Nach dem frühen Ableben der erst 43 Jahre alten Ehefrau und Mutter Josefa Franz fällt das Näberanwesens in Erbengemeinschaft an den Witwer Andreas Franz und die Kinder Anna, Gertrud und Andreas Franz jun. sowie das uneheliche Kind Dominika Strauß.

 

Am 28. November 1917

Nach erfolgter Erbauseinandersetzung wird der Witwer Andreas Franz Alleinbesitzer des Näberanwesens.

 

Im Jahre 1927

In diesem Jahre werden mehrere Bauveränderungen vorgenommen.

 

Am 1. November 1927

Wenige Tage vor seinem Ableben hat Andreas Franz das Näberanwesen an seine Tochter Anna Franz übergeben.

Am 5. November 1927

Andreas Franz ist am 22. Oktober 1927 bei Holzarbeiten am Schneidberg, in der Nähe des sog. "Resler Trieb", schwer verunglückt. Wegen des schon gefrorenen Bodens war ein schon gemachter Fichtenstamm mit der Spitze voran von oben auf die Holzer herabgerutscht und hatte Andreas Franz an der Ferse erwischt und ihm den Fuß bis zur Kniekehle zerfetzt. Ins Krankenhaus verbracht, verweigerte dort Andreas Franz lange Zeit die Amputation des Beines. Der einsetzende Wundbrand konnte dann trotz der späteren Not-Amputation nicht mehr unter Kontolle gebracht werden, Andreas Franz verstarb am 5. November 1927 im Alter von nur 57 Jahren.

 

Die Kinder des Verstorbenen ließen bei Steinmetz Bußjäger in Lechbruck einen ehemaligen Grabstein umarbeiten und mit einer Gedenkplatte versehen. Mit Mithilfe des Nachbars Georg Geiger wurde dieser Gedenkstein noch im gleichen Jahr in der Nähe der Unfallstelle aufgestellt.

 

 

Die Familie Schelle

 

Am 25. Mai 1928

Da beim Tod des Vaters der Sohn Andreas Franz erst 12 Jahre, die Tochter Gertrud erst 17 Jahre alt war, ist die schwere Aufgabe der Hofübernahme der 23jährigen Tochter Anna zugefallen.

 

Gemäß Ehe- und Erbvertrag vom 25. Mai 1928 wurden Anna Franz und ihr zukünftiger Ehemann Anselm Schelle, ein Bauernsohn aus Peiting-Luttenbach gemeinsame Besitzer des Näberanwesens in allg. Gütergemeinschaft.

 

Die berufliche sowie auch die wirtschaftliche Vernunft hatte zu dieser Ehe geführt. Der bisherige Freund von Anna Franz, der Steingadener Josef Schwarz gen. Hafner Sepp, hatte diese Voraussetzungen nicht erfüllt.

 

Am 29. November 1929

An diesem Tage wurde Sohn Josef Schelle, der spätere Hoferbe geboren.

 

Am 16. Oktober 1935

An diesem Tage wurde Tochter Barbara Schelle, später verh. Brennauer in Lauterbach (Butzau) geboren.

 

 

Aus Datenschutzgründen endet mit diesem Datum die Geschichte des Fronreitener Anwesens "beim Näber".

Eine Weiterführung dieser Chronik soll den Angehörigen der Familie Schelle, als noch lebende Zeitzeugen, vorbehalten bleiben.