Dokumentation

Das Premer Bildstöckle zu den 14 Nothelfern

 

 

Am Sonntag den 24. August 2003 ist das Premer Bildstöckle zu den 14 Nothelfern im Rahmen eines Feldgottesdienstes nachgeweiht worden.

Diese Bildsäule wurde durch den  Gebirgstrachten- und Heimatverein "D´Lechgauer" Prem  restauriert und danach an einem neuen

Standplatz am Heilingerweg aufgestellt.

 

Die 14 Nothelfer

Achatius   12. Januar

Ägidius   1. September

Barbara   4. Dezember

Blasius   3. Februar

Christophorus   24. Juli

Cyriakus   8. August

Dionysius   9. Oktober

Erasmus   2. Juni

Eustachius   20. September

Georg   23. April

Katharina v. Alexandria   25. November

Margareta v. Antiochia   20. Juli

Pantaleon   27. Juli

Vitus 15. Juni

 

 

Zur Geschichte des Bildstöckles

Schon seit Menschengedenken stand diese Bildsäule, in Prem allgemein das 14 Nothelfer Bildstöckle genannt, am Moosreiter Kirchensteig neben "Schlögls Mariengrotte". Der genaue Standort ist etwa auf halbem Wege zwischen Moosreiten und Prem, auf dem Flurstück Plannummer 494 mit dem amtlichen Flurnamen Säulachwiese, im Volksmund "Soala" genannt. Dieses Grundstück gehört schon seit frühester Zeit zum Premer Anwesen beim Hoiser.

Der Moosreiter Kirchensteig führt in fast gerader Linie von Plannummer 806 beim Anwesen Stamper in Moosreiten in Richtung Prem, berührt bei Plannummer 346 kurz den Heilingerweg, führt weiter in Richtung Prem und mündet dann bei Plannummer 301 in den Schnerlingweg. Die seit dem Jahre 1860 nach und nach durchgeführten Verlängerungen des Heilingerweges von Plannummer 497 in Richtung Premer Viehweide wurden teilweise auf der Wegführung des vorherigen Moosreiter Kirchensteigs vorgenommen.

In früherer Zeit war der Moosreiter Kirchensteig für die Bewohner von Moosreiten üblicher Kirchenweg, aber auch allgemeiner Fußweg nach Prem. In Verbindung mit der Fortsetzung dieses Weges ab dem Moosreiter Anwesen Stamper in Richtung Süden wurde er auch als Fußweg zwischen Prem und Trauchgau genutzt.

Schon bei der Uraufnahme der Flurkarte Prem im Jahre 1816 wurde dieser Weg graphisch vermessen und im Jahre 1817 auch so in die Karten eingezeichnet. Im Urkataster Prem vom Jahre 1846 ist ebenfalls eine genaue Beschreibung dieses Weges dokumentiert mit dem zusätzlichen Vermerk, daß die Benutzung dieses Weges von den betroffenen Grundstückseigentümern geduldet werden muß.

Heute wird dieser Weg, vor allem seit dem Ausbau der Fahrstraße nach Moosreiten, kaum noch genutzt und wird wohl in absehbarer Zeit völlig zuwachsen und damit unbegehbar werden. Wohl einer der letzten regelmäßigen Benutzer dieses Weges dürfte der vor kurzem verstorbene Xaver Holzmann, Bauer beim Schlögl in Moosreiten gewesen sein.

In der Zeit vor 1970 wurde das 14 Nothelfer Bildstöckle mehrmals vom Weidevieh umgeworfen. Nach einem neuerlichen solchen Fall im Jahre 1972 wurde die steinerne Bildsäule so stark beschädigt, u. a. war das Bild herausgebrochen, daß eine umfassende Renovierung notwendig geworden war. Karl Echtler, damaliger 1. Vorstand des Trachtenvereins Prem, entschloß sich einen neuen und standfesteren Bildstock aus Holz zu erstellen. Die Bildtafel der 14 Nothelfer wurde durch den Kirchenmaler und Restaurator Bernecker, beim Dedler in Karlsebene, wieder in einen würdigen Zustand versetzt und in den von Karl Echtler zusammen mit seinem Schwager aus einem schönen Brunnenbaum gefertigten neuen Bildstock eingesetzt. Der Bildstock wurde mit einem gefälligen Kupferdach versehen und das neugestaltete Flurdenkmal auf der gegenüberliegenden Wegseite, einige Meter vom ehemaligen Standort entfernt, aufgestellt und im Jahre 1973 feierlich eingeweiht. Die vormalige steinerne, jetzt bildlose Bildsäule wurde hinter einem nahestehenden Baum abgelegt und geriet allmählich in Vergessenheit.

Doch auch am neuen Bildstock aus Holz nagte allmählich wieder der Zahn der Zeit und so mußte erneut an eine Renovierung gedacht werden. Im Jahre 2002 erinnerte sich Klaus Holzmann aus Unterried, damaliger 1. Vorstand des Trachtenvereins Prem, an die abgelegte ehemalige Bildsäule aus Stein. Zusammen mit seiner Familie holte er den immer noch im Wald liegenden Stein zu sich nach Hause. Nach einer gründlichen Reinigung mit dem Hochdruckreiniger war er von der Schönheit und dem noch sehr guten Zustand der alten Säule überrascht. Daher entschloß sich der Trachtenverein Prem, statt einer Erneuerung des bisherigen hölzenen Bildstocks, diese ehemalige steinerne Säule wieder zu benutzen.

Man ließ diesen Stein durch den Steinmetzmeister Anton Fläschner aus Echerschwang fachmännisch bearbeiten, mit einer neuen aufgesetzten Bronzeschrift und einer Kreuzspitze versehen und danach das alte Bild der 14 Nothelfer wieder einsetzen.

Da sich wie schon beschrieben, der bisherige Standort des Bildstocks jetzt völlig abseits eines begangenen Weges mitten im Wald befindet, wurde nach längerer Diskussion beschlossen, das renovierte steinerne Bildstöckle an einem anderen Platz aufzustellen. Sicher ist die Versetzung eines Flurdenkmals an eine "passendere" Stelle immer umstritten, doch ist in diesem Falle der gefundene Kompromiß vertretbar. Der neue Standort wurde mit Sorgfalt ausgewählt, er ist im Vergleich zum alten Standort nun näher an der Ortschaft Prem mit einem schönen Blick zur Kirche. Wie schon der frühere Standort, so ist auch der jetzige Aufstellungsort auf Grundstück Plannummer 346, am Heilingerweg an der Steigung zum Hochstöckle, Grundbesitz des Premer Anwesens beim Hoiser. Dieser neue Platz ist genau die Stelle, an der früher der Moosreiter Kirchensteig den Heilingerweg tangierte.

 

 

Zum Alter des Bildstöckles

Das exakte Alter des Bildstöckles, der Grund für die Aufstellung und auch der damalige Aufsteller ist heute nicht mehr feststellbar.

Die jetzige steinerne Bildsäule in seiner neugotischen Form, hergestellt aus roten Sandstein wie er in der Gegend um Prem vorkommt, z. B. am sog. "Rappennest", stammt eindeutig aus der Zeit nach 1850. Nach den erkennbaren Spuren ehemaliger Befestigungen dürfte es sich vermutlich um einen früheren Grabstein handeln, der eine Nachverwendung fand. Auch das 14 Nothelferbild auf Blech gemalt entspricht etwa dieser Zeit.

Da die höchste Blüte der Bildstöcke im 1. Viertel des 18. Jahrhunderts lag, könnte es natürlich sein, daß die jetzige Bildsäule schon auf eine frühere Bildsäule aus dieser Zeit zurückgeht.

Daß die Aufstellung der Bildsäule bis in die Pestzeit zurückgeht trifft sicher nicht zu. Die Pest wütete in Prem im Jahre 1563. Zwar sind auch die 14 Nothelfer als spätere Pest-Schutzpatrone überliefert, die früheren Pest-Schutzpatrone waren jedoch die hl. Anna, sowie Rochus, Borromäus, Anton, Christophorus und Sebastian.

Vielleicht könnte auch der Altar der 14 Nothelfer, den die Premer Kirchengemeinde im Jahre 1674 um 100 Gulden vom Kloster Steingaden, beim Umbau der Ilgenkirche, erstand und in ihrer Kirche aufstellte, eine Anregung zu dieser Bildsäule gewesen sein (der Eintrag in den alten Premer Kirchenrechnungen spricht kurioser Weise sogar von 15 Nothelfern !!). Dieser Altar wurde im Jahre 1754 abgebrochen und so könnte der damaligen Volksfrömmigkeit entsprungen schon das 14 Nothelfer Bildstöckle entstanden sein.

Ebenfalls als sicher dürfte gelten, daß eine Aufstellung in der Zeit zwischen 1825 und 1850 nicht stattfand, da durch das allgemeine Verbot König Ludwigs I von Bayern aus dem Jahre 1825, das die Aufstellung von Bildstöcken streng untersagte, dies ausschließen müßte.

Allgemein war die Aufstellung von Bildstöcken und Feldkreuzen an den Kirchwegen sehr verbreitet und geschah mit der Bitte zum Schutz der Fluren, oft aus Dankbarkeit für erfahrene Hilfe, aber auch in seelischen Notlagen. Diese Flurdenkmale an den Kirchwegen waren stets auch Stationen bei Bittgängen und den früher üblichen Flurumgängen, so wie auch bei diesem 14 Nothelfer Bildstöckle, das an der Grenze zwischen den Wiesen und den Wald/Weideflächen der Premer Bauern stand.

Einen Hinweis auf die Aufstellungszeit von Flurdenkmalen geben oftmals auch die alten Flurkarten oder die Topographischen Karten 1:25000, doch auch hier ist keine eindeutige Jahresangabe zu finden. Die älteste Kartenberichtigung in der dieses Flurdenkmal eingezeichnet wurde stammt aus dem Jahre 1925. So kann nur dieses Jahr als der älteste schriftliche Nachweis angesehen werden.

Seit dem Jahre 1936 betreut der Gebirgstrachten- und Heimatverein "D`Lechgauer" Prem das offensichtlich schon damals "herrenlose" 14 Nothelfer Bildstöckle. Durch eine ehemalige Inschrift an der Bildsäule, durch Steinmetzmeister Fläschner entziffert, ist nachgewiesen, daß der Verein im Jahre 1936 das Bildstöckle renovieren ließ. Auch Kirchenmaler Bernecker stellte bei der Renovierung des Bildes im Jahre 1972 fest, daß schon eine frühere Ausbesserung des 14 Nothelferbildes stattfand, die dem Jahr 1936 entsprechen könnte.

Auch der Name Heilingerweg könnte einen Bezug zum 14 Nothelfer Bildstöckle haben. Laut dem Bayerischen Wörterbuch von Schmeller, bedeutete in früher Zeit das Wort "Heilingen" soviel wie Heiligenbild. Jedoch ist anzumerken, daß der Heilingerweg vor dem Jahre 1860 nur bis zum Grundstück Plannummer 497 führte. Nur der Weiterweg über den Moosreiter Kirchensteig führte bis zum Bildstöckle. Der Name Heilingerweg ist schon im Jahre 1683 schriftlich dokumentiert und wäre somit schon ein sehr früher zeitlicher Hinweis auf das Bildstöckle.

 

 

Zum Schluß sei noch der in Prem bekannte "Soala –Goast" erwähnt.

Früher soll es im "Soala" des öfteren Geister-Erscheinungen gegeben haben. In der kleinen sumpfigen Wiese, in der Nähe des Standortes des 14 Nothelfer Bildstöckles, sind wie von früheren Benutzern des Moosreiter Kirchensteiges berichtet wird, bei feuchter Witterung manchmal recht schaurige Nebel aufgestiegen.

So spotteten ältere Moosreiter Einwohner, daß wohl mancher zu spät nächtlicher Stunde vom Wirtshaus heimkehrende Bauer die dortigen Nebelschwaden oder auch sog. Irrlichter als Geister wahrnahm. Deshalb könnte es sogar geschehen sein, daß einer dieser Spätheimkehrer, nach einem bösen "Schlüsselerlebnis", diesen Bildstock aufstellte.